Verfasst von: aeropersredaktion | 21/07/2019

Die Haltung der AEROPERS zur Flugticketabgabe und Klimadiskussion

AEROPERS wirft der Politik Luftfahrt-Bashing vor. Warum?

Im Moment scheint es sehr populär zu sein, die Luftfahrt an den Pranger zu stellen. Offenbar haben die Landwirtschaft und der Strassenverkehr in der Schweiz eine so grosse Lobby, dass niemand es wagt, auch dort eine konsequente Umsetzung der Klimapolitik zu fordern.

Warum äussern sich die Schweizer Piloten überhaupt zur geplanten Flugticketabgabe?

AEROPERS ist der Verband der Edelweiss- und SWISS- Piloten und äussert sich regelmässig zu Themen, welche den Luftfahrtstandort Schweiz betreffen.

Weshalb sind sie dagegen, wenn sogar Vertreter der Reisebranche damit leben können?

Eine eidgenössische Flugticketabgabe würde aus unserer Sicht primär zu einer Verlagerung und nicht zu einer Reduktion der Flüge führen. Der Einführung einer Steuer, deren Erträge nicht zweckgebunden zur nachhaltigen Reduktion der CO2Emissionen verwendet werden, stehen wir ablehnend gegenüber. Wir plädieren deshalb dafür, die Einnahmen aus einer allfälligen Flugticketabgabe in die Verwendung und Weiterentwicklung von nachhaltigen Treibstoffen zu investieren.

Alle reden vom Klimaschutz – ist das den Piloten egal?

Piloten machen sich vermutlich ebenso viele Sorgen um das Klima wie der Rest der Bevölkerung.

Was tun die Piloten für den Klimaschutz?

Die Schonung der Ressourcen und die Verhinderung von Emissionen sind wichtige Aspekte unserer Arbeit. So werden Flugzeuge etwa nicht einfach vollgetankt, sondern nur soviel Kerosin in die Tanks gefüllt, wie für den Flug (plus sicherheitsrelevanten Reserven) benötigt wird. Je schwerer ein Flugzeug ist, desto mehr Treibstoff wird verbraucht, deshalb hat auch die Menge an Kerosin, die getankt wird, einen Einfluss auf den Verbrauch. Ausserdem bemühen wir uns, An- und Abflüge so sparsam wie möglich einzuteilen, damit möglichst wenig Lärm entsteht und wir Treibstoff sparen können. Im Reiseflug versuchen wir zudem, durch die Wahl der idealen Reiseflughöhe und Reisegeschwindigkeit, den Treibstoffverbrauch so gering wie möglich zu halten. An der Stelle ist auch klar zu betonen, dass die politischen Restriktionen der An- und Abflugrouten in Zürich leider einen nicht unerheblichen Mehrverbrauch und damit unnötige COEmissionen verursachen.

Was wäre denn besser als eine Flugticketabgabe?

Aus Sicht der AEROPERS wäre es sinnvoll, Massnahmen zu treffen, die direkt den CO2-Ausstoss der Luftfahrt verringern. So könnte zum Beispiel die Herstellung und Verwendung von nachhaltigen Treibstoffen gefördert werden. Solche Treibstoffe gibt es bereits und sie sind für die Luftfahrt zugelassen. Da diese im Moment noch wesentlich teurer sind als herkömmliches Kerosin, hätte zum Beispiel die Verpflichtung, einen Teil des Fluges mit diesen nachhaltigen Treibstoffen zu absolvieren, auch den gewünschten Effekt.

Was ist die Meinung der AEROPERS zur Kerosinbesteuerung in der Schweiz?

Eine reine Kerosinbesteuerung in der Schweiz hätte zur Folge, dass die einheimischen Fluggesellschaften benachteiligt würden. Die Konsequenz wäre, dass Reisen via Wien, Istanbul oder Dubai noch einmal wesentlich billiger würden als die Direktflüge ab Schweizer Flughäfen. Die fremden Airlines müssten nur den kürzeren Flug zu ihrem Hub besteuern und könnten den Rest der Reise, zum Beispiel von Dubai weiter nach Singapur oder Bangkok, mit dem billigen Flugbenzin von ihrem Hub bestreiten. Die Schweizer Airlines hingegen müssten von Zürich bis nach Singapur oder Bangkok mit dem besteuerten Kerosin fliegen. Dies würde zu einer weiteren Verzerrung des Marktes und unter anderem zum Abbau von Arbeitsplätzen in der Schweiz führen. Klimaschutz ist ein globales Thema und kann nicht durch Einzelmassnahmen am Standort Schweiz gelöst werden.

Das Interview wurde mit Thomas Steffen geführt. Er ist Mediensprecher und Vorstandsmitglied der AEROPERS und selber Kapitän auf dem Airbus 320 der SWISS.


Antworten

  1. Sehr gut abgefasster Artikel, und ich muss der Aeropros recht geben in ihrer Argumentation. Der Klimawechsel is ein globales Problem und als solches kann keine lokale Änderung zum Erfolg führen.


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